D-Stuttgart | Die BIOPRO Baden-Württemberg GmbH hat eine Studie zum Ökodesign und zur Kreislaufwirtschaft in der Medizintechnik veröffentlicht. Sie zeigt konkrete Ansätze für eine nachhaltige Medizintechnik auf.
Der Gesundheitssektor ist in Deutschland für 5,2% der klimaschädlichen Emissionen verantwortlich, die Medizintechnik ist ein „wahrer Ressourcenfresser“. Diese Aussagen finden sich in der Studie „Erfolgsfaktor Nachhaltigkeit: Ökodesign und Kreislaufwirtschaft in der Medizintechnik.“ Auf der Basis eines Workshops, qualitativer Interviews mit Industrievertretern in Baden-Württemberg und einer umfassenden Recherche werden konkrete Handlungsmöglichkeiten für eine nachhaltige Medizintechnik aufgezeigt. Dabei ging es um die gezielte Auswahl von Rohstoffen, um ein intelligentes Materialmanagement, um die Nutzung biologischer Prozesse und eine klimaneutrale Energieversorgung. Die Medizintechnik nutzt gegenwärtig vor allem Metalle, keramische Werkstoffe und Kunststoffe. Durch Recycling, den Einsatz biobasierter Kunststoffe und ein intelligentes Materialmanagement lässt sich der Ressourceneinsatz reduzieren bzw. umweltfreundlicher gestalten. Bei der Kreislaufwirtschaft geht es um die intelligente Herstellung und Nutzung von Produkten, um eine längere Lebensdauer und sinnvolle Verwertung. Folgende Ansätze sollen erfüllt werden: Modularer Aufbau der Produkte, leicht montierbare Baustruktur und Verbindungstechnik, Reduktion der Materialvielfalt und wiederwertbare Werkstoffe, Nutzung verwertbarer Werkstoffpaarungen und Vermeidung von Verbundmaterialien. Der modulare Aufbau erleichtert den Teileaustausch, durch Serviceverträge bei medizinischen Großgeräten wird deren Lebensdauer verlängert, eine digitale Datenerfassung zum Verschleiß ermöglicht die rechtzeitige Reparatur.
Im Klinikalltag fallen wegen der vielen, oft kontaminierten Einmalprodukte hohe Abfallmengen an; die Aufbereitung und Wiederverwendung von Geräten ist wegen der Haftungsfragen kritisch. Den Kliniken fehlt eine geeignete Entsorgungsstruktur. Um die Recyclingquote zu erhöhen, wurden im Workshop Sammelkonzepte, eine optimierte Abfalltrennung und Integration in den Recyclingprozess erörtert. Es gibt erste Modellprojekte, bei denen Hersteller die Entsorgung und das Recycling übernehmen. Ein wichtiger Aspekt sind auch die oft aufwendigen Verpackungen in der Medizintechnik. EU-Richtlinien fordern, dass bis 2030 65 bzw. 70% der Verpackungsabfälle wiederverwertet werden müssen. Der EU-Aktionsplan zur Kreislaufwirtschaft sieht vor, Verpackungen und Verpackungsabfall zu reduzieren und das Verpackungsdesign für die Wiederverwertung zu optimieren.
Die BIOPRO-Studie „Erfolgsfaktor Nachhaltigkeit: Ökodesign und Kreislaufwirtschaft in der Medizintechnik“ kann hier heruntergeladen werden.
(Quelle: Pressemeldung Clusterportal, 08.12.2022)